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Die weiße Nelke

Die weiße Nelke

Auszug: "Mühsam richtete er sich im Sessel empor und ließ die Hände sinken, mit denen er das Gesicht verhüllt hatte. Verwirrt, verstört schaute er umher. Vor dem Anblick der Wirklichkeit verwehte die leise, unklare Hoffnung, die ihn während der Minute künstlich geschaffener Dunkelheit umspielt hatte: die Hoffnung, dass er all das Schreckliche nur geträumt haben möge. Nein, es war kein Traum! Dies war sein Zimmer, in dem er jeden Gegenstand kannte! Dort zur Rechten die Tür zum Hausflur, links weiter vor die dunkle, mit Läden verschlossene, die über die Veranda zum Garten führte; ihr gegenüber die dritte: der Eingang zum Atelier. Auf dem Mitteltisch leuchtete ruhig in der schwülen Luft die Flamme einer halb herabgebrannten Kerze und breitete ein mattes Licht über das Gemach. Sie zeigte ihm alles, wenn auch zum Teil in Dämmerung versinkend: die Bilder, die Möbel, die Vorhänge, das zarte Ornament der Decke. Sie zeigte ihm auch das Eine, Grässliche, das nicht hinein gehörte in diesen Raum: den Leichnam, der dalag, niedergesunken auf den Boden, gestützt von einem Sessel, gegen den er gefallen war, halbaufrecht gehalten durch den Widerstand – die blasse, blutüberströmte Mädchengestalt, die mit ihren großen, weit geöffneten Augen, in denen das Entsetzen des Todes noch wohnte, unverwandt zu ihm herzublicken schien."

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